Im Spätherbst setzen wir in der Mühlviertler Alm unseren Wissensaufbau rund um den Edelpilzanbau fort. Diesmal liegt der Schwerpunkt auf der ganzjährigen Pilzkultur in Leerständen, der Wirtschaftlichkeit und der effizienten Substratherstellung. Marion Beran von den Waldviertler BIO Edelpilzen wird ihre Expertise und innovativen Methoden vorstellen. Durch ihre Technik ist es möglich, auf nur 100 Quadratmetern bis zu 2 Tonnen Pilze monatlich zu ernten. Wie dieser Prozess funktioniert, wird in praktischen Demonstrationen gezeigt. Dazu kommen wertvolle Einblicke in Investitionsmaßnahmen und Schulungsunterlagen zur Prozessoptimierung und Rentabilität.
Wirtschaftlichkeitsrechnung: Im Mittelpunkt steht eine detaillierte Kalkulation zur Aufstellung der Kosten. Marion Beran wird ihre Aufstellung für den Austernseitling-Anbau vorstellen. Damit erhalten Interessenten eine fundierte Basis, um die Zahlen für eigene Projekte anzupassen. Die Zahlen zeigen eindrucksvoll das wirtschaftliche Potenzial des Pilzanbaus – bei richtiger Planung und Durchführung.
Substratherstellung und Verdichtung: Ein wichtiger Schritt im Pilzanbau ist die Substratherstellung und -verdichtung. Marion Beran pasteurisiert Stroh mit Kalklauge und mischt es mit Myzel, was eine gute Übersicht über Produktionsmengen bietet. Die anfängliche Verdichtung per Hand erwies sich als ineffizient, daher nutzt sie nun eine Vorrichtung, die den Ertrag maximiert. Austernseitlinge wachsen in hängenden PVC-Säulen, während Kräuterseitlinge und Shiitake-Pilze in liegenden Bags gedeihen; alternative Materialien zu PVC werden aktuell getestet
Energieeffiziente Klimatisierung für Pilzanbau: Ein weiterer wichtiger Aspekt im erfolgreichen Pilzanbau ist die energieeffiziente Klimatisierung der Räumlichkeiten. Für eine stabile Pilzproduktion sind spezielle Temperatur- und Feuchtigkeitsbedingungen in den Inkubations-, Primordia- und Fruchtungsräumen erforderlich. Da Pilzanbau oft in leerstehenden Gebäuden stattfindet, die ursprünglich nicht für klimatische Stabilität ausgelegt wurden, ist die Nachrüstung einer klimaneutralen und energiesparenden Technik besonders wertvoll. Durch die Implementierung einer energieeffizienten Klimatisierung profitieren die Anbauer nicht nur durch die Senkung der Betriebskosten, sondern tragen auch zur Schonung der Ressourcen und zur Nachhaltigkeit der Pilzproduktion bei.
Temperaturkontrolle und Isolierung: Der Einsatz energieeffizienter Heiz- und Kühlsysteme sowie die Isolierung der Räumlichkeiten hilft, konstante Temperaturen in den Phasen zu gewährleisten. Durch die Nutzung von Wärmerückgewinnungssystemen lässt sich der Energiebedarf deutlich reduzieren.
Feuchtigkeitssteuerung und Luftzirkulation: Die Räume benötigen eine Luftfeuchtigkeit zwischen 85 % und 100 %, die oft durch die verdunstende Feuchtigkeit des Substrats erzeugt wird. Um den Energieverbrauch zu minimieren, sollte das Feuchtigkeitssystem so reguliert werden, dass die Feuchtigkeit im Raum optimal bleibt und keine zusätzliche, energiekostende Befeuchtung benötigt wird. Ventilationssysteme mit sensorgesteuerter Regelung tragen zur optimalen Luftzirkulation und CO₂-Kontrolle bei.
CO₂-Management: Pilze erzeugen CO₂, das für die Wachstumsbedingungen gesteuert abgeführt werden muss. Ein automatisiertes CO₂-Management reduziert den manuellen Aufwand und stellt sicher, dass CO₂-Werte stabil bleiben, was gleichzeitig die Erträge und die Qualität der Ernte steigert.
Inkubationsraum (Phase 1): Myzel-Wachstum: Der Inkubationsraum spielt eine Schlüsselrolle in der Myzel-Entwicklung. Hier durchwächst das Myzel das Substrat, was eine erfolgreiche Fruchtkörperbildung erst ermöglicht. Für optimale Bedingungen sollte der Raum mindestens halb so groß wie der Fruchtungsraum sein und eine Temperatur von 23–25°C sowie eine Luftfeuchtigkeit von 85–95% aufweisen. Diese Phase dauert 12 bis 21 Tage und erfordert keinen Lichteinfall, aber einen kontrollierten CO₂-Gehalt.
Primordia-Raum (Phase 2): Fruchtungs-Einleitung: In der zweiten Phase wird das Wachstum durch niedrigere Temperaturen (ca. 13°C) und eine Luftfeuchtigkeit von 95–100% stimuliert. Dieser Raum sollte ebenfalls ca. die Hälfte des Fruchtungsraums betragen. Licht in moderater Intensität von 1000–2000 Lux für 4-6 Stunden täglich fördert die Entwicklung der Fruchtkörper. Diese Phase dauert 3 bis 5 Tage, und der CO₂-Gehalt sollte unter 1000 ppm liegen.
Fruchtungsraum (Phase 3): Fruchtung und Ernte: Der Fruchtungsraum, etwa 60 m² groß, ist für das Wachstum und die Ernte entscheidend. Die Temperatur variiert zwischen 10°C und 21°C, während die Luftfeuchtigkeit bei 85–95% liegt. Eine Lichtzufuhr von 1000–2000 Lux für 4-8 Stunden täglich ist notwendig. Ein zu hoher CO₂-Gehalt führt zu unansehnlichen Pilzhüten und sollte unter 1000 ppm gehalten werden. Diese Phase erstreckt sich über bis zu 55 Tage.