12 Menschen, neugierig darauf, wie generationenübergreifendes Leben in Gemeinschaft gut und respektvoll, mit allen Herausforderungen gelebt werden kann, begaben sich auf eine spannende Tour.
Unser erstes Etappenziel führte uns südlich des Dunkelsteiner Waldes zum Cohousing Pomali. Die Vision: Wertschätzend, verantwortungsvoll und achtsam miteinander und mit Mutter Erde zu leben, ist in Pomali Programm. Derzeit beleben 51 Erwachsene und 33 Kinder in 29 neu errichteten Wohneinheiten, die Rückzug bieten, aber auch die großzügigen Gemeinschaftsräume im Innen-, wie im 10.000 m² weitläufigen Außenbereich. Zentrum des Gemeinschaftsgebäudes sind der Multifunktionsraum – mit angrenzendem Wintergarten – und die Küche. Hier wird gemeinsam gekocht (manche Zutat liefert der Gemeinschaftsgarten), gefeiert, getanzt und über Alltägliches und Besonderes ausgetauscht. Wenn wir Flor, Bewohner des 2013 fertiggestellten Wohnprojektes zuhören, sind wir beeindruckt, wie gut Vieles im Zusammenleben so unterschiedlicher Menschen – immerhin werden 6 verschiedene Sprachen muttersprachlich gesprochen – organisiert ist. Jede*r Bewohner*in bringt sich in der Durchführung von Reinigung, Grünraumpflege, Instandhaltung, etc. in die alltäglichen Abläufe ein. Ebenso wird deutlich, wie wichtig es ist, im Alltag gut miteinander zu kommunizieren, sich entwickeln zu wollen und einander zu fördern, Herausforderungen anzunehmen und eine gemeinsame Konfliktlösungskultur zu leben – wie überall wo Menschen zusammenleben: Es „menschelt“ in Pomali. Privater Wohnraum, Kinderraum, Außenraum, Lautraum, Stilleraum, Atelier und Food Coop – alles Lebens- und Wirkraum für Generationen. Egal ob Jung oder Alt, allen „Pomalis“ gemeinsam ist ein achtsamer und wertschätzender Umgang miteinander und die Diversität der Bewohner*innen als Bereicherung zu erleben.
Nach einer kurzen Mittagspause auf der Rückfahrt von Niederösterreich erreichen wir nachmittags unser 2. Wohnprojekt: GENAWO – Ein zum Leben erweckter ehemaliger Mairhof in Garsten bei Steyr. Architektonisch ist das Objekt spannend, herausfordernd und Juwel zugleich, das sich optimal in die Landschaft einfügt. Der Umbau ein steter „Eiertanz“ zwischen Denkmalschutz und Implementierung moderner architektonischer Bauteile, zwischen Sanierung sehr alter Bausubstanz (Erste urkundliche Erwähnung des Hofes 1459) und Rücksicht auf die Bedürfnisse der Bewohner*innen. Entstanden ist ein Wohnprojekt mit 20 individuellen Wohneinheiten, einem Atrium – welches Sommer wie Winter als Ort der Begegnung genutzt wird – und privaten, wie gemeinschaftlichen Flächen rund um den Hof. Seit beinahe 6 Jahren leben und wirken in und um den Hof ca. 40 Personen allen Alters, davon 15 Kinder. Auch hier sind die Menschen im Zusammenleben achtsam, offen und authentisch. „Zugleich ist man gefordert, wenn das ausgelassene Spielen und Lachen der Kinder das Atrium erfüllen, und jemand in angrenzender Wohnung gerade Ruhe sucht“, sagt Elisabeth, die uns durch das als GesmbH geführte Projekt begleitet.
Ein zentrales Tool in beiden gemeinschaftlichen Wohnprojekten ist die Organisation des Zusammenlebens und die Abwicklung von Entscheidungsprozessen mithilfe der Soziokratie. Die Exkursionsteilnehmer*innen erfahren viele interessante Details, Bewohner*innen der beiden Projekte beantworten geduldig viele Fragen. Auf der Heimreise im Bus finden intensive Gespräche statt. Es wird klar, dass das Thema gemeinschaftlich Leben inspiriert und die Gemüter fordert.